Erlebensfeld der Sinne
In diesem Video zeigen wir euch, wie ihr eure Aufmerksamkeit weit und offen werden lassen könnt für das, was gerade geschieht.
Oft mäandern die Gedanken so vor sich hin, ohne dass es wirklich etwas zu bedenken gibt. Und wenn die Gedanken so vor sich hin laufen, dann entsteht oft ein Gefühl, dass wir nicht wirklich präsent sind. Dass unsere Aufmerksamkeit nicht wirklich bei dem ist, was gerade um uns herum geschieht, und dass dieses grundlegende Gefühl von Lebendigkeit im Jetzt in den Hintergrund tritt. Und manchmal, wenn Gedanken uns stressen, dann entsteht so eine Art Tunnelblick, und wir kriegen nicht mehr viel davon mit, was um uns herum geschieht, und auch nicht von dem, was in uns geschieht.
Wir zeigen euch deswegen eine sehr einfache Möglichkeit, wie die Aufmerksamkeit sich wieder entspannen kann in die Gegenwart und sich ins jetztige Erleben öffnen kann und darin aufgehen wie ein Tropfen, der ins Wasser fällt.
Der Sinn dabei ist, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr von einem Punkt zum nächsten springt, was uns so ein fragmentiertes, zersplittertes Gefühl gibt, sondern dass die Aufmerksamkeit sich auf das Gesamt-Erleben jetzt in diesem Moment richtet, auf das ganze Erlebensfeld, in dem die verschiedenen Sinne und Sinneseindrücke zusammenspielen wie Instrumente in einem Orchester zusammenspielen können oder Farben in einem Bild zusammen wirken.
Wir lenken die Aufmerksamkeit einzeln durch die Sinne: erst durchs Sehen, dann durchs Hören, dann durchs Fühlen, und dann erleben wir das Zusammenwirken dieser Sinne. Ihr könntet auch das Riechen mit ins Spiel nehmen, wenn ihr einen Tropfen Duftöl auf die eine Hand tut und ein anderes Duftöl auf die andere Hand. Und dann achtet darauf, wie sich das Geruchserleben ändert.
Aber in diesem Video kümmern wir uns nur um die drei Hauptsinne, und nachdem ihr mit Lucia durch diese Übung durchgegangen seid, werde ich euch noch ein paar Sachen dazu sagen, wie ihr sie alltagstauglich machen könnt, so dass es nicht fünf Minuten dauert, sondern fünf Sekunden, bis die Aufmerksamkeit sich in diese Weite entspannen kann. Aber jetzt erst mal viel Spaß mit Lucia!
Beginn der Übung
Als erstes schenke dem Sehen volle Aufmerksamkeit. Beginn mit den Händen nahe zusammen vor deinem Gesicht. Bewege sie ein bisschen und sieh dir ihre Bewegungen an, und zwar so, dass du immer beide Hände gleichzeitig siehst. Dann schau, wie weit dein Blickfeld sein kann: Lass die Hände sich immer weiter voneinander entfernen und achte darauf, dass du ihre Bewegungen weiterhin gleichzeitig im Blick hast, ganz mühelos, während du einfach weiter geradeaus schaust.
Du kannst bemerken, dass du die Bewegungen der Hände auch noch aus den Augenwinkeln sehen kannst. Dein Blickfeld ist ungefähr 180 Grad weit und es geht ziemlich weit nach oben und unten. Und es ist dreidimensional: Es hat räumliche Tiefe wie eine riesige Halbkugel. Und auch wenn du auf einen Punkt fokussierst, kann das Blickfeld weit und offen bleiben.
Probier das jetzt aus: Fokussiere auf einen Punkt und lass dabei dein Blickfeld offen und weit. Sieh einfach dieses ganze weite Feld mit all seinen Farben, Formen, Bewegungen, Licht und Schatten und Entfernungen ...
Zum Beispiel siehst du vielleicht die Farben und Bewegungen des Videos zusammen mit den Bewegungen deiner Hände und zusammen mit deiner Nasenspitze ... und diese winzigen Momente der Dunkelheit, wenn du blinzelst ... Sieh das Gesamtbild und wie es sich ändert, wenn du den Kopf oder die Augen ein bisschen bewegst. Das Zusammenspiel der Hände im Zusammenspiel all dieser visuellen Eindrücke.
Und jetzt verlagere deine ganze Aufmerksamkeit vom Sehen zum Hören. Achte auf all das, was du hörst. Wenn es für dich passt, schließe dafür die Augen, dann öffnet sich die Aufmerksamkeit ganz von selbst für alles, was du jetzt hören kannst: Da sind die Geräusche, die deine beiden Hände machen, dieses Schnippen oder Streichen oder wie immer das klingt. Und wenn du die Hände im Raum bewegst, dann hörst du, wie sich ihr Zusammenspiel verändert, ihre räumliche Beziehung, wenn zum Beispiel eine Hand näher zum Kopf kommt und dadurch lauter wird und sich dann wieder weiter weg bewegt ... und wenn du eine Hand über dem Kopf hörst und die andere vielleicht dem Kopf ... Lass die Hände sich frei im Raum bewegen und hör ihnen einfach zu.
Du hörst die Bewegung dieser Klänge und Geräusche höher oder tiefer, leiser, lauter, und du hörst meine Stimme, den Klang, den Rhythmus der Sprache, und all das in einem dreidimensionalen Klangraum, der sein ganz eigenes Echo hat und seine ganz eigenen Klänge und Geräusche. Und vielleicht hörst du auch deinen Atem ... Und du kannst all das gemeinsam hören wie Musikinstrumente, die zusammen spielen.
Und jetzt schenke deine ganze Aufmerksamkeit dem Fühlen. Du kannst dabei die Augen geschlossen halten; du brauchst ja nichts zu sehen um zu fühlen. Wie fühlen sich die Hände in dieser Bewegung an? Die Finger, die sich immer wieder gegenseitig berühren und die Handflächen berühren und sich dann wieder auseinander bewegen? Du fühlst auch, wie sich die Hände frei im Raum bewegen, und mit ihnen die Arme und die Schultern ...
Du kannst diese Bewegungen im ganzen Körper fühlen. Du kannst den Organismus als Ganzes fühlen, wie er sich bewegt und wie sich sein Gewicht auf die Füße verteilt, wie er sich ein bisschen mit den Händen mitdreht und wie sich die Atmung dabei verändert ... und wo du die Bewegung des Atems spürst ... und deine Nase und deine Lippen spürst, und deine Zunge, und den Hals, und Luft um dich herum ... und die Kleidung, die du trägst, und den Boden unter dir ...
Und all diese Empfindungen können gemeinsam da sein, als Facetten desselben umfassenden Fühlens. Das Innen und das Außen können als Ganzkörper-Erfahrung zusammenspielen, als Gesamteindruck.
Und so kann auch das Fühlen mit dem Hören zusammenspielen. Achte jetzt darauf, dass du die Bewegungen der Hände genau gleichzeitig fühlst und hörst, völlig synchron. Und dass du deinen Atem fühlen und gleichzeitig hören kannst. Und wenn du ihn gerade nicht hörst, dann atme einfach ein bisschen lauter, vielleicht ein bisschen tiefer ... und erlebe das perfekte Zusammenspiel und Zusammensein des Fühlraums mit dem Hörraum.
Und dann öffne die Augen, wenn sie noch geschlossen waren, und lass jetzt das Sehen mit im Erlebensraum sein. Sieh und höre und fühle gleichzeitig die Bewegungen deiner Hände, und sieh-hör-fühl alles, was du jetzt wahrnimmst, diese Fülle von Sensationen, die sinnliche Lebendigkeit des Jetzt-Erlebens.
Du kannst die Hände jetzt zur Ruhe kommen lassen, sie einfach ausruhen und fühlen, wie lebendig sie jetzt sind, gemeinsam mit all den Farben, Formen, Bewegungen, Klängen ... all diesen Ausdrucksformen der Lebendigkeit. Du kannst fühlen, wie lebendig der Körper ist und wie lebendig dieser ganze Moment, und wie aufmerksam und offen und aufnahmebereit du jetzt bist. Wie lebendig, frei und weit die Aufmerksamkeit ist ... und wie ruhig die Gedanken sein können ...
Ok, das war einfach, hm? Meine Empfehlung ist, das immer wieder mal zu machen, und zwar nicht so sehr, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern mit der Neugier: Wie ist das Erleben jetzt, wenn es alles umfasst und alles da sein darf, was gerade erlebt wird?
Ende der Übung: Übertragung in den Alltag
Wie ihr diese Öffnung der Aufmerksamkeit beschleunigen könnt und auch bisschen alltagstauglich machen – ihr könnt ja nicht in einer Konferenz mit dem hier anfangen – ... Meine Empfehlung ist: Macht jetzt für euch diese Bewegungen und dann verkleinert sie!
Das ist wie ein Anker, wie eine Erinnerungshilfe an diesen Zustand. Wenn ihr diese ganze Übung durchgegangen seid, dann ... am Schluss davon macht eine Mini-Bewegung, einfach nur so ein Schnips, was hörbar, sichtbar und fühlbar ist und völlig diskret, völlig unauffällig, und mit ein bisschen Übung wird die Aufmerksamkeit dadurch sich sehr schnell in die Weite des Erlebens, in diesen ganzen Erlebensraum öffnen.
Und mein Versprechen ist: Das wird einen großen Unterschied machen, wenn ihr so präsent seid. Nicht nur für euch selbst, sondern auch für die Leute, mit denen ihr zu tun habt, mit denen ihr zusammen seid. Wenn ihr wacher seid für sie und für euch, wird dieser Moment sehr viel lebendiger und spontaner und reicher.
Wenn ihr Fragen und Kommentare zu dem Ganzen habt, dann schreibt mir! Ich freue mich.